Bankmitarbeitende sind gesund, aber…

Die Gesundheit der Bankmitarbeitenden ist ein Kernanliegen der Sozialpartner der Schweizer Bankbranche. Im vergangenen Jahr führten diese gemeinsam mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) eine breit angelegte Gesundheitsbefragung durch. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.

Mit Healthy@Work stellen die Sozialpartner der Schweizer Bankbranche – Schweizerischer Bankpersonalverband, Kaufmännischer Verband Schweiz und Arbeitgeber Banken – eine Plattform zum Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz zur Verfügung. Im vergangenen Jahr befragten die Sozialpartner im Rahmen dieser Zusammenarbeit Bankmitarbeitende, die eine Führungsfunktion oder eine führungsähnliche Funktion innehaben und die auf die Arbeitszeiterfassung verzichten. Diese sind der Vereinbarung über die Arbeitszeiterfassung (VAZ) unterstellt. Rund 4 000 Mitarbeitende aus 100 Banken haben an der Befragung teilgenommen.

Sechs Haupterkenntnisse aus der Befragung

Bevor auf besonders interessante und möglicherweise auch überraschende Resultate aus der Gesundheitsbefragung 2023 eingegangen wird, können die wichtigsten Erkenntnisse aus der Befragung der Bankmitarbeitenden in sechs Punkten zusammengefasst werden:

  1. Die Arbeitsbedingungen sind gesundheitsrelevant.
  2. Die Autonomie bei Arbeitnehmenden ohne Zeiterfassung ist geringer ausgeprägt als vermutet.
  3. Als Belastungen stehen Erfolgsdruck, zeitfressende Vorgaben und erweiterte Erreichbarkeit im Vordergrund.
  4. Ein gutes Miteinander im Team und mit der direkten Führungsperson ist eine zentrale gesundheitsförderliche Ressource.
  5. Der regelmässige Austausch zu Arbeitssituation und Gesundheit hat ein hohes gesundheitsförderliches Potenzial.
  6. Die Arbeitsbedingungen zwischen und innerhalb von Banken unterscheiden sich. Deshalbsind die Ergebnisse aus der eigenen Organisation – auch im Vergleich mit anderen – besonders nützlich und hilfreich.

Genau hinschauen trotz guter Gesundheit

«Die Banken in der Schweiz haben grundsätzlich gesunde Mitarbeitende», hält Cosima Dorsemagen erfreut fest. Sie ist Dozentin an der Hochschule für Angewandte Psychologie der FHNW und zusammen mit Prof. Dr. Andreas Krause und Nicole Flükiger wissenschaftliche Leiterin der Gesundheitsbefragung für die Banken in der Schweiz.

So geben denn auch knapp 80 Prozent der Befragten an, dass sie bei guter Gesundheit sind. Dies ist erfreulich und zeigt, dass die Banken ihre Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitenden wahrnehmen und ein gesundes Arbeitsumfeld bieten. «Bei solchen Befragungen gilt es aber auch, genau hinzuschauen», gibt Dorsemagen zu bedenken. Deshalb interessieren bei der Auswertung der Healthy@Work-Befragung auch die kritischen Ergebnisse. Denn: «Wenn wir die Resultate genau anschauen, können wir sehen, welche Arbeitsbedingungen mit Gesundheit und Erschöpfung zusammenhängen, so dass Banken hier frühzeitig aktiv werden können. Wir raten jedem Unternehmen, dies zu tun», sagt die Spezialistin für Arbeit und Gesundheit.

Gute Arbeitsbedingungen, gesunde Mitarbeitende

Immerhin geben – als Kehrseite der Medaille – 20 Prozent der Befragten an, sie seien erschöpft. Das bedeutet, dass jeder fünfte Mitarbeitende im Arbeitsalltag potenziell ausfallen kann. «Dieser Erschöpfungszustand ist ein schleichender Prozess», weiss Cosima Dorsemagen. Die Forschung zeige denn auch klar, dass gute Arbeitsbedingungen, die sich beispielsweise durch Autonomie und unterstützende Führung auszeichnen, massgeblich dazu beitragen, mit Druck umgehen zu können und so auch zur Gesunderhaltung der Beschäftigten beitragen.

Erfreulicherweise stimmen denn auch rund 80 Prozent der Befragten zu, dass sie in ihrem Arbeitsalltag über allgemeinen Handlungsspielraum verfügen. Gar 85 Prozent geben an, dass sie ihre Arbeit selbst organisieren können. Rund 40 Prozent sagen, dass sie Einfluss auf die Arbeitsmenge nehmen können. Eine Mehrheit von 58 Prozent verfügt auch über eine ausgeprägte Autonomie bei der Arbeitszeit oder der Wahl des Arbeitsortes.

Auf der anderen Seite haben aber auch 30 Prozent der Befragten wenig oder keinen Einfluss auf die Arbeitsmenge. Auch die Kompensation der Mehrarbeitszeit wird in den verschiedenen Banken sehr unterschiedlich gehandhabt und gut 20 Prozent stellen fest, dass sie keinen oder eher keinen Einfluss auf die Zielgestaltung ihrer Arbeit haben.  

Belastungen und Selbstgefährdung im Auge behalten

Bei den Belastungen der Bankmitarbeitenden zeige sich ein gemischtes Bild, berichtet Dorsemagen. «Klar ist auf jeden Fall, dass hoch ausgeprägte Belastungen auf Dauer ein Gesundheitsrisiko darstellen».  

Rund 45 Prozent der Befragten sind mit hohem Erfolgsdruck konfrontiert, gut 40 Prozent stellen fest, dass die Leistungsanforderungen von Jahr zu Jahr steigen und rund 40 Prozent geben an, dass eine erweiterte Erreichbarkeit (ausserhalb der regulären Arbeitszeiten) zu ihrer Arbeit dazugehört. 20 Prozent sagen, dass sie interne Konkurrenz unter den Teams oder den Kolleginnen und Kollegen erleben.  

Demgegenüber stehen die sozialen Ressourcen, also das soziale Miteinander im Team und mit vorgesetzten Personen, die von 80 Prozent der Befragten als gut funktionierend beurteilt werden. Cosima Dorsemagen hat zu diesen Zahlen eine klare Haltung: «Ohne ein unterstützendes soziales Miteinander im Team und mit der Führung wird es auf Dauer schwierig, mit den beschriebenen Belastungen umzugehen».

Interessant sind auch die Zahlen zum selbst gefährdenden Verhalten von Bankmitarbeitenden. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Mitarbeitenden wissen, was ihnen nicht gut tut, es aber dennoch tun. 25 Prozent der Umfrageteilnehmenden arbeiten «oft» oder «immer» trotz Krankheit. 20 Prozent sagen, dass sie «oft» oder «immer» mehr als 10 Stunden pro Tag arbeiten und 13 Prozent weisen aus, «oft» oder «immer» zugunsten der Arbeit wenig Schlaf zu bekommen.

Regelmässige Gespräche fördern Gesundheit

Die überraschendste Erkenntnis aus der Befragung – auch für die Arbeits- und Organisations-Spezialistin Cosima Dorsemagen – zeigt sich bei der Frage nach den Gesprächen mit den Mitarbeitenden zu Themen rund um die Gesundheit: «Solche regelmässigen Gespräche sind sehr wichtig für das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Das geht überraschend deutlich aus dieser Befragung hervor», stellt Dorsemagen fest. Wenn diese Gespräche geführt werden, zeige sich eine klar verbesserte Arbeitssituation mit höherer Autonomie und weniger Belastungen. Mitarbeitenden, mit denen regelmässige Gespräche über Arbeitsvolumen, Arbeitsbelastung und Stress geführt werden, geht es also deutlich besser als denjenigen, mit denen solche Gespräche nicht geführt werden.

Neu: Befragung für alle Bankmitarbeitenden

Der Healthy@Work-Survey steht neu allen Mitarbeitenden der Banken in der Schweiz zur Verfügung. Die Befragung ist noch bis Ende Juni 2024 offen. «Wir sind sehr gespannt, ob sich die Resultate massgeblich verändern werden, wenn wir nun alle Bankmitarbeitenden befragen können», sagt Cosima Dorsemagen.

Um messen zu können, wie sich Mitarbeitende bei der Arbeit fühlen, stehen im Healthy@Work-Survey zwei Faktoren im Zentrum: Einerseits werden die gesundheitsförderlichen, anderseits die gesundheitskritischen Faktoren angeschaut. Diese beiden Faktoren bestimmen massgeblich, ob sich Arbeitnehmende bei der Arbeit wohlfühlen oder nicht.

Interessant und ein Mehrwert der Gesundheitsbefragung für Banken ist die Möglichkeit, Einblick in die statistische Auswertung für die jeweilige Bank zu erhalten, sofern mindestens 20 Mitarbeitende aus der entsprechenden Bank an der Befragung teilnehmen.

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